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Februar 2014: Besuch bei meinem Musikfreund Siegfried H. aus M
Endlich hat es mal geklappt: Schon seit langer Zeit hatte ich vor, Siegfried zu besuchen. Er war vor einiger Zeit bei mir gewesen und hatte damals einen reichlichen Erfahrungsschatz inklusive schöner Geräte zum Thema Quad mitgebracht. Unvergessen sind natürlich auch die legendären "Weltmeister-Klangsocken" von denen mir Siegfrieds Frau später sogar noch welche gestrickt hatte und die ich auch immer noch habe!
Siegfrieds privater Hör(t)raum : Ein Fest für die Sinne
Irgendwann hatte sich Siegfried entschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen und hat sich für sein liebstes Hobby einen eigenen Hörraum in seinen Garten gebaut. Eine wirklich kompromisslose Lösung und das Ergebnis ist architektonisch und klanglich wirklich atemberaubend schön geworden. Drei Meter Raumhöhe, oben liegende Fenster und auch von den sonstigen Abmessungen her akustisch günstig geschnitten. Das ist der Traum eines jeden Musikliebhabers: Endlich ungestört und in aller Ruhe seinem Hobby frönen können und wenn es mal lauter wird oder das Programmmaterial mal arg schräg wird, nicht dem Rest der Familie damit auf den Geist gehen. Herrlich. Obendrein kann man so auch raumhohe Tarnkappen-Diffusoren verwirklichen, ohne dass solch eine Maßnahme mit seinen Liebsten in einem handfesten Geschmackskrieg endet. Klasse! Ich habe mit Siegfried immer wieder Kontakt gehabt und irgendwann erzählte er mir, dass er hinsichtlich seiner Quad Ambitionen (oh ja, er hatte wirklich viele Geräte und Lautsprecher der englischen Kultmarke) Tabula Rasa gemacht hat und er sei nun auf eine noch unkonventionellere Lösung umgestiegen. Ich war nun richtig neugierig. Meine Frau Patricia, mein Sohn Jan, sein Kumpel Torben und ich haben somit mal einen Samstag einen Ausflug in Siegfrieds Richtung geplant. Wir waren schön Spazieren und Shoppen und Patricia hat mich dann zwischendurch bei Siegfried abgesetzt, damit wir in Ruhe etwas Quatschen und Hören konnten. Nun zu dem Erlebten: Nach einem freundlichen Empfang durch Siegfried himself ging es in seinem unabhängigen und saugemütlichem Hörraum los: Dominiert wird seine Kette inzwischen von wirklich beeindruckenden Lautsprechern, den Jupiter von Duevel, welche es aktuell nicht mehr gibt, jedoch von einem Nachfolgemodell, der Bella Luna, ersetzt wurde. Ich hatte inzwischen (leider) erst zweimal die Möglichkeit, die omnidirektional abstrahlenden Kreationen von Markus Duevel anhören zu können. Das eine mal vor einigen Jahren mit meinem Freund Fränki von AES Kassel auf dem Frankfurter Analogforum (das irre und mitreißende Erlebnis mit "Psycho Killer" von den Talking Heads habe ich heute noch in den Ohren) und neulich wieder auf den Norddeutschen Hifitagen in Hamburg, wo die kleineren Modelle "Planets" und "Enterprise" in dem Hotelraum nicht nur bei mir für grinsende Gesichter und jeder Menge Staunen und guter Laune gesorgt haben! Zurück zu Siegfrieds Kette: Wie erwähnt, spielen dort die Jupiter, ein omnidirektional, also 360 Grad rundum abstrahlender Zweiwege Hornlautsprecher mit hochbelastbaren Chassis aus dem Profilager und mit einer wunderschönen Optik und Verarbeitung. Angepasst wurden bei diesen Jupiter jedoch die Frequenzweichen, welche Georg Stracke von Klangmeister in seiner Mache hatte. Als zuspielendes Frontend ist das gewaltige Michell Cotter Laufwerk zuerst zu benennen, da solch eine Maschine eine wirklich seltene und monströs schwere Angelegenheit ist. Das verbaute, von Fidelity Research stammende Tonabnehmersystem gibt es auch nicht an jeder Ecke. Dass das Ganze auch noch klasse und allürenlos klang kommt noch hinzu doch dazu später mehr. Das von Horwege modifizierte digitale Frontend stammte von CEC und PS Audio und machte seine Sache in dem Setup ebenfalls exzellent. Als Tuner kam gleich zu Beginn unserer Hearsession eine wirkliche Legende zum Zuge: Ein Marantz 10B Röhrentuner, der uns im Hintergrund mit klassischer Musik (den gehörten Sender weiß ich leider nicht) versorgte. Nun geht es zur Vorstufe: Die bestens beleumundete Tube One von Rainer Röder von Tube Audio Professional macht laut Siegfried hier ohne Probleme und hochmusikalisch ihren Dienst und hat klanglich die Fäden aller Zuspieler in der Hand. Hier einmal in einer Version mit doppeltem Lautstärkesteller mit Einzelwiderständen. Siegfried liebt dieses Gerät und schwört auch in anderen Projekten auf die Arbeiten und das Röhren-Know How von Herrn Röder. Leider gibt es immer wieder Leute, die seine Kreationen durch Modifikationen verschlimmbessern. Ein Freund von ihm kaufte erst vor Kurzem eine als "Perfekt" beschriebene und gebrauchte Tube One, in der wohl böse "herumgefurwerkelt" wurde. Mann, ist der Sauer und so etwas ist echt immer wieder Schade. Von der Vorstufe geht es weiter zur nächsten seltenen Pretiose: zu zwei Röhrenmonoblöcken von Conklin Audio Research, welche mit russischen 6C33C Röhren arbeitet und einem gewaltigen Trafoensemble bestückt sind. Die Röhren sind als Single Ended Triode beschaltet und so in der Lage, ca. 8 Watt Ausgangsleistung bereitzustellen. Genug, um an den Jupiters auch mal eine lautere Gangart anschlagen zu können. In Sachen Musikauswahl hat Siegfried ebenfalls keinen Mangel und so konnten wir nach guten Gesprächen mit dem Musikhören loslegen. Gleich zu Beginn möchte ich allen Vertretern der Meinung "Ein Omnidirektionaler Lautsprecher klingt verwaschen und kann Ereignisse nicht so scharf abbilden" mal dazu raten, sich solch eine Kette anzuhören. Lebensecht, völlig losgelöst von den Lautsprechern und mit einer direkten aber nie nervigen Darstellung steht hier die Musik perfekt abgebildet greifbar im Raum und mit Raum meine ich hier annähernd überall im Raum und nicht wie bei fast allen direkt abstrahlenden Lautsprechern in einem begrenzten Sweet Spot. Selbst Verfärbungen waren kaum auszumachen und wenn man mal hört, wie solch ein System fähig ist, die Musik und deren Darsteller und Instrumente in Breite, Tiefe UND Höhe! abzubilden, fällt es wirklich nicht einfach, danach wieder mit einem "normalem System" zu hören. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit schwimmt man hier in der Musik und selbst wenn es mal lauter zugeht, geht einem hier nichts auf den Geist und das Hören macht wirklich gute Laune. Das kann man wahrlich nicht von vielen Systemen sagen. Die Stimmwiedergabe ist Gänsehaut bereitend realistisch und die Hoch und Tieftonqualitäten und auch die Klangfarben sind ohne Einschränkungen klasse. Das Ein- und Ausschwingen von Tönen erfolgt ebenfalls exemplarisch gut. Was mir noch aufgefallen ist: Man benötigt keine audiophilen Aufnahmen zum hochwertigen Hören sondern legt auf, auf was man Lust hat und das Ergebnis ist immer anhör- und erlebbar. Alles in allem also eine wirklich toll abgestimmte Kette im umwerfenden räumlichen Umfeld. Vielleicht sollte ich mir wirklich mal Gedanken zu einem Projekt mit einem "Omni" machen, denn so etwas habe ich bisher noch nicht angegangen. Ich habe über die Jahre zwar schon einige gute Lösungen, zb. von Shahinian, hören können, aber dabei ist es bisher auch geblieben. Nachdem nun wieder Erlebten war es eventuell ein Fehler, dem nicht mal näher nachgegangen zu sein. Na schauen wir mal...
Nun, wie immer, ein paar Eindrücke in Bildform:
Ein wie immer sympathischer Siegfried in seinem Reich
Ist das ein Brocken: Mitchell Cotter Laufwerk
Seltener Fidelity Research MC 702 Tonabnehmer
Laufwerk Controlboard
Riemengetriebenes C.E.C CD-Laufwerk
Klasse, einfach Klasse: Marantz 10B Röhrentuner
Tube One Röhrenvorverstärker von Reiner Röder
Musikmaschinen par excellence
Seltener Röhrenmonoblock mit gigantischen Trafos von Conklin Ausio Research
Russische 6C33C Endröhre
Eine klingende, rund 70 Kilo schwere Skulptur: die Duevel Jupiter
Wie man sie dreht und wendet: Eine tolle Silhouette!
Der oben befindliche Horntreiber und der entgegengesetzt eingebaute 32cm Tieftöner stammen aus dem Profilager
Das eigentliche Horn und gleichzeitig der Diffusor für den Bass/Mitteltonbereich ist aus Multiplex hergestellt
Selbstgebaute Diffusoren in den Raumecken
Der "Waschtisch" ist bestückt...
... mit einer "Double Matrix" Plattenwaschmaschine von Clearaudio
Ein Teil der Musikauswahl ...
Analog lebt: Louis und Duke stehen vor mir und spielen für mich und zwar beeindruckend echt!
Noch einmal ein Bild des Ensembles zum Schluss
Lieber Siegfried: Nochmals Danke für die schönen Eindrücke und natürlich auch für den guten Schinken und das leckere Brot :-) Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen. Musikalische Grüße, Michael |