Die Endstufe PL82  

 

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Die Endstufe " PL82 SOLID SOLUTION "

 

PL82 SOLID SOLUTION   -    Ein solides halbes Watt  Röhrenverstärkung ....

 

Nach einigen Erfahrungen mit meiner 300B SILVER SIGNATURE und einigen Radiochassis - Breitbändern in meiner großen offenen Schallwand stand eine Fahrt nach Recklinghausen an. Götz Wilimzig, welcher mich durch sein Buch "Höchst Empfindlich" überhaupt erst auf die Radiochassis brachte bot mir an, eine von Ihm entwickelte Endstufe mit PL82 Röhren zu hören. Ulli Schwöppe, ein Freund von Götz, lebt in Recklinghausen und benutzt die PL82 in seiner Kette. Ich war natürlich gespannt, wie sich meine 300B gegen seine Endstufe anhört.

Wir machten uns nun eines Morgens auf die Reise um einen gemütlichen Musiktag einzulegen. Ulli begrüßte uns und er hat mir sogar die Arbeit abgenommen, meine 48 Kilogramm schwere 300B in seine Wohnung zu schleppen. Wir quatschten ein Bisschen und dann schlossen wir an seiner Kette zuerst einen alten Kommandoverstärker von Telefunken an. Ein wirklich altes, aber professionell aufgebautes Gerät. Es klang erstaunlich gut. Danach schlossen wir die 300B an und hörten eine ganze Weile. Die 300B gefiel mir einen Tick besser, die Unterschiede waren aber nicht gravierend zwischen den beiden Geräten. Um die Verstärker gut beurteilen zu können, wählten wir einige Platten aus, von denen man vernünftige Aussagen über die Abbildungsfähigkeit, Stimm und Instrumentenwiedergabe und Dynamik erhalten konnte. Ein der herausragendsten Platten war eine Jazzplatte von dem Pianisten Friedrich Gulda ( As you like it, auf BASF ) Diese Platte wurde super sauber produziert. Gulda wird mit Kontrabass und Schlagzeug begleitet. Man konnte über die 300B schon richtig die Kraft des großen Flügels und der Stahlsaiten hören. Es machte wirklich Spaß. Und das alles aus nur 4 Watt der 300B an einem 30er Chassis aus der Radio - Ära. Wahnsinn.

Nun schlossen wir die Pl82 an. Ein paar Takte später wusste ich, das ich zwar einen tollen 300B Verstärker besitze aber er gegen die PL82 keine Chance hat. Das Umfeld seitens der Last des Lautsprechers muss natürlich stimmen. Wem die 4 Watt der 300B schon gering vorkommen dem stehen bei den 0,5 Watt !!! ich wiederhole : NULL KOMMA FÜNF WATT oder für Leistungsfetischisten: 500 Milliwatt, die Haare zu Berge. Alles geschriebene beschreibt nicht das Ausmaß, wie dieser Verstärker Musik transformiert. Ein tolles Stück Technik.

Ulli hatte noch ein leckeres Mittagessen vorbereitet und danach hörten wir noch bis in den späten Nachmittag hinein.

Tja : Das hieß für mich mal wieder in letzter Konsequenz : Ich muss eine Pl82 Endstufe bauen. Die Heimfahrt von Recklinghausen nutzten Götz und ich, um den Verstärker schon einmal im Geiste durch zu sprechen. Nach ein paar Wochen trafen wir uns bei mir wieder und Götz brachte die Schalt und Aufbaupläne für die Endstufe mit. Er hatte sie für mich in einigen Bereichen extra neu berechnet und speziell dem Netzteil widmete er extrem viel Aufmerksamkeit. Danach ging es mal wieder an die Teilebestellung, zumal viele sehr alte Bauteile verwendet werden. Ebay und anderen Beziehungen sei Dank, das ich dort alles bekam. Die Endstufe arbeitet mit einer sehr aufwendigen RC -  Siebung für die Versorgungsspannungen und Heizung. Die eingesetzten Röhren sind die PC86 als Treiberröhre und die PL82 als Endröhre. Ich hatte das Glück, einen ganzen Schwung der Telefunken PL82 Diamond ( mit Raute ) zu ergattern. Originalverpackt und in Zellophan eingeschweißt. Obendrein habe ich noch einige andere PL82 Typen (z.b Mullard) bekommen und man muss ausprobieren, was einem besser gefällt. Als PC86 Röhre habe ich ebenfalls verschiedene Hersteller hier ausprobiert. Ich habe diesen Verstärker in ein extrem stabiles Gehäuse aus Aluminium eingebaut, welches wie auch schon die 300B, mit einem seltenen Ahornfurnier veredelt wurde.

Im Inneren achtete ich auf einen ebenfalls soliden Aufbau und Schirmung bzw. Kapselung aller wichtigen Bauteile. Die Röhren selber befinden sich in einem geerdeten Kupferkäfig um alle Störwirkungen von außen zu unterbinden.

 

Verstärker ohne Boden, Deckel und Frontwand. Modularer und doppelschichtiger Aufbau

 

Eines der wichtigsten Bauteile an diesem Gerät ist wie bei fast allen Röhrenendstufen der Ausgangsübertrager. Ich entschied mich für den  Hersteller AE-Europe ( WWW.ae-europe.nl ) . Dies war ebenfalls ein Tipp von Götz. Viele Leute sagen, das es die besten Trafo´s und Übertrager dort gibt. Feinste Verarbeitung, strengste Kontrollen und beste Materialien. Ich bestellte mir 2 Stück Übertrager mit amorphen Kern nach eigenen, für die PL82 passenden Spezifikationen.  Lieferzeit 3 Wochen.......

 

Ausgangsübertrager mit amorphem Kern, vergossen, von unten 

 

Inzwischen baute ich die PL82 fertig auf. Alle Bauteile wurden vorher ausgemessen und auf höchster, mir zur Verfügung stehender Stufe, selektiert. Die Widerstände wurden vorher sogar bei 150 Grad im Backofen vorgealtert ( Verrückt, gell ? ). Jetzt fehlten nur noch die Übertrager, welche endlich nach 9 Wochen !!! bei mir ankamen. Es sind echte Brocken und sind wirklich in allen Belangen perfekt gefertigt. Nach dem Einbau stellte ich die Endstufe , wie auch schon die 300B auf die Waage. 33 Kilogramm kamen heraus. Und das Ganze für 0,5 Watt. Ist doch echt krank, oder?

Die erste Inbetriebnahme verlief sehr vielversprechend. Ich hatte nureinen leichten Brumm, welcher durch einen Verdrahtungsfehler meinerseits entstanden ist.

Nun kam der erste Test an meinen Schallwänden, welche zur Zeit mit den Saba Greencones ( 20er und 10cm Hochtöner ) bestückt waren. Cinch und Lautsprecherkabel dran, einschalten, 3 Minuten warten und dann : Da war sie tatsächlich wieder: Die Musik, so kraftstrotzend, schnell und niemals nervig, so wie damals schon bei Ulli gehört. Es dauerte ca. 4 Wochen, bis ich sie wieder abstöpselte. Das aber auch nur aus dem Grund, weil wir einen Musiknachmittag bei Helmut Nehrig (ein Freund von Götz Wilimzig), einlegten, welcher auch im Begriff war, sich die PL82 zuzulegen. Hallo Helmut : Es war wirklich ein schöner Nachmittag bei euch! Grüß deine Frau und deinen Sohn schön!!!!!

Wieder zu Hause angekommen, schloss ich probeweise die 300B an. Sie ist ebenfalls eine ausgezeichnete Endstufe aber  sie erreicht nicht das Niveau der PL82. Klar, die 300B kann im Bedarfsfall lauter sielen. Sie hat ja auch die 8 fache Leistung :-) 

Ich werde beide Verstärker niemals mehr hergeben, denn ich habe noch nie so befriedigend Musik gehört.

Götz : Vielen dank noch einmal für deine Unterstützung und Gratulation zu diesem Schaltungslayout!

 

PL82 von oben, hinten sind die Ausgangsübertrager zu sehen

 

So, das war es vorerst.

Viele Grüße, euer Michael

 

Anmerkung vom 25.05.2004 :

In der letzten Zeit habe ich zu der "PL82 Solid Solution" etliche Mails gesendet bekommen. Viele der Fragen beziehen sich auf die Bauteilauswahl ( zb. Übertrager ) und das Schaltungslayout von der Hauptschaltung und des Netzteiles . Nun zu den Erklärungen : Es wurde gefragt, warum ich die Ausgangsübertrager von AE Europe einsetze und nicht die, wie im Buch " Höchst Empfindlich " angegebenen von Thöress. Die Erklärung ist einfach. Die Thöress Übertarger sind, so weit ich von einigen Kollegen erfahren habe, exzellente Trafo´s. Zu der Zeit, als ich die PL82 Baute rat mir aber Götz Wilimzig dazu, die AE Europe Übertrager mit amorphem Kern zu probieren. Thöress hatte zu diesem Zeitpunkt keine Lieferbar. Ich muss allerdings sagen, dass ich beide Übertarger ( Thöress und AE ) in den Händen hatte. Allein schon der mechanische Aufbau spricht meines Erachtens eindeutig für die AE. Sie kosten zwar etwas mehr aber man bekommt ein liebevoll gefertigtes Bauteil, was seinesgleichen sucht. Die AE Übertager habe ich mir nach den Angaben von Götz Wilimzig für meine PL82 anfertigen lassen. Wer Fragen oder Daten von Ihnen benötigt, möge mich bitte anschreiben. Klanglich habe ich diesen Schritt auf jeden Fall niemals auch nur ansatzweise Bereut !!!!!

Nun zu der Schaltung an sich : Viele kennen das Buch " Höchst Empfindlich" von Dr. Götz Wilimzig und Rüdy Gysemberg. Dort ist die Grundschaltung der PL 82 Endstufe enthalten. Das einzige Problem was bei dieser Lektüre auftaucht ist, welches Netzteil man für diesen Endverstärker am Besten nutzt. Auf der Website von Jogi´s Roehrenbude kann man eine Netzteilentwicklung sehen, mit der die PL82 betrieben werden kann. Allerdings hat dieses Netzteil nichts mit dem zu tun, welches Götz Wilimzig für die Pl82 vorgesehen hat. Nämlich eines mit rein passiver Siebung ( R / C ) mit maximalem Aufwand und ohne irgendwelcher Transistoren oder Regler. Nun hatte Götz Wilimzig mir ja, wie oben beschrieben, ein aufwendiges Netzteil berechnet und auch die Grundschaltung angepasst. Ich habe ihm jedoch versprechen müssen, das ich diese Schaltung nicht weiterreiche. Nur nach Rücksprache mit Ihm würde er sie eventuell frei geben.

Also möchte ich jeden bitten, der diese excellente Originalschaltung nutzen möchte, vorher Herrn Wilimzig zu fragen. Ich persönliche stehe dann für alle Fragen gerne zur Verfügung, da ich so einen grandiosen Verstärker nicht der Öffentlichkeit vorenthalten möchte. Aber wie schon erwähnt : Bitte fragt vorher !!!

 

Nun noch etwas allgemeines :

Ich habe in der letzten Zeit ja noch einiges an Geräten entwickelt und gebaut. Ich habe auch sehr viel Musik gehört aber ich kann nur jedem, der einen Hochwirkungsgrad - Lautsprecher sein Eigen nennt, raten, sich irgendwann einmal so eine Endstufe anzuhören. Meiner Meinung nach kann es danach wirklich keine große Steigerung mehr geben. Und ich hatte wirklich schon so einige Endstufen hier ......... Wenn die anzusteuernde Last passt, geht ein großes Tor in eine andere Welt auf und man vergisst die eigentliche Technik vollkommen. Und das ist doch das größte Lob, was man einer " Illusionsmaschine " geben kann, oder ?

 

Nachtrag vom 01.11.2004 :

Es gibt Probleme Leute : Ich habe ja ein Stück weiter oben geschrieben, das ich die Schaltung, welche mir Dr. Götz Wilimzig berechnet hat, nicht weitergeben darf. Nur nach seiner vorherigen Zustimmung könnte dies eventuell geschehen. Ich akzeptiere das und habe Anfragen von Leuten, die sich gerne eine PL82 Endstufe dieser Güte bauen würden, an Dr. Wilimzig verwiesen. Allerdings hat Herr Wilimzig zu keinem der Anfragenden seine Zustimmung gegeben. Er ist es leid, Arbeiten für andere praktisch umsonst zu machen. Er lehnt es nun strikt ab, in dieser Richtung nochmals tätig zu werden. Ich habe danach selber noch einmal Kontakt zu Ihm aufgenommen und mit Ihm über dieses Thema gesprochen. Ich kann ihn auf der einen Seite absolut verstehen. Er ist über die vielen Jahre hinweg immer hilfsbereit gewesen und hat sich wahrscheinlich oft benutzen lassen. So etwas hängt einem dann irgendwann zum Halse raus und man hat die Faxen dicke. Ich fragte ihn nun, wie Leute, die sich diesen Verstärker bauen möchten, aus der Misere herauskommen : Er sagte, das auf der Homepage von Jogis Röhrenbude ja ein geregeltes Netzteil abgebildet sei, welches mit der PL82 auch gut funktionieren würde. Dies sollte man anstelle des extrem aufwendigen RC Siebungsnetzteiles  verwenden. Meiner bescheidenen Meinung nach ist es aber gerade dies RC Siebung, die diesen Verstärker das klangliche I-Tüpfelchen verleiht. Also haben wir nun ein großes Problem aus welchem wir nicht so ohne Weiteres rauskommen und ich weiß noch nicht wie man dieses bewältigen kann.

Ich weiß nur, das diese Endstufe für mich der Gipfel dessen darstellt, was ich je gehört habe. Begeisterte Hörer, welche mich hier zu Hause besuchten und meinem System lauschten, bestätigten mir dies etliche male. Wir haben einige Verstärker hier betrieben aber immer kam das gleiche Ergebnis heraus. Es ist wirklich schade, das diesem Verstärker nun keine weitere Verbreitung für musikbegeisterte Hörer beschert ist.

Ich toleriere  und verstehe aber bedauere es zutiefst.

 

Trotzdem viele musikalische Grüße,

euer Michael