Meine ehemalige Endstufe "PL82 Concerto Grosso" bei mir zu Besuch

Vor einigen Jahren habe ich meine PL82 Concerto Grosso Endstufe an einen sympathischen Musikliebhaber (Herr L. aus D) aus dem Süden der Republik abgegeben, der seitdem dauerhaft fast täglich darüber hört. Inzwischen hat dieser sein damaliges Equipment hinsichtlich Verstärkung, unter anderem eine 211er Air-Tight Röhrenendstufe, veräußert bzw. zur Seite gestellt. Im Mai 2018 trat dann ein Defekt einer Endröhre ein. Ein Austausch gegen neue Röhren durch Herrn L. brachte keinen Erfolg. Er bat mich darauf hin, ob ich mir das Ganze einmal ansehen könnte. Selbstverständlich sagte ich zu und ein paar Tage später kam der Endstufeneinschub, ohne ihr getischlertes Holzgehäuse, wohl behalten bei mir an.

Nach ein wenig Messarbeit stellte sich schnell heraus, wo der Fehler lag: leider hatte sich in der Tat irgendwann eine PL82 Leistungsröhre verabschiedet, welche dabei einen Kathodenwiderstand mit in den Bauteilhimmel genommen hatte. Das konnte natürlich technisch nicht mehr funktionieren. Darauf hin habe ich für jeden Kanal neue, im Backofen gealterte und selektierte Widerstände verbaut und die alten entsorgt. Darauf folgte eine komplette Durchsicht und ein Neuabgleich aller neuralgischen Spannungen. Nach dem Einbau von neuen PL82 Endröhren von Philips erfolgte ein dreitägiger "Burn-In" und zum Schluss wurden nochmals alle Spannungen überprüft.

Das letzte mal, als ich diese Endstufe hören durfte, wohnten wir noch in Vellmar. Nach unserem Umzug nach Espenau und dem neu gebauten Hörraum war ich natürlich gespannt, wie sich die PL82 in meiner jetzigen Kette schlagen würde. In dieser übernehmen seit längerer Zeit zwei "300B Monolith" Monoendstufen mit jeweils ca. 5 Watt Ausgangsleistung die Verstärkung. Zu bedenken hierbei ist, dass die PL82 in etwa nur ein Zehntel der Leistung der 300B, nämlich 0,5 Watt pro Kanal, bereitstellt. Wenn sich ein Lautsprecher an einer 300B gut schlägt und aufgrund seiner hohen Effizienz mit der geringen Leistung der Endstufe zurecht kommt, heißt das noch lange nicht, dass dies auch mit einer PL82 funktioniert.

Ich habe mir somit einen IKEA "Lack" Tisch geschnappt, die PL82 darauf positioniert und kurz mit der Audio Note Vorstufe und den Lautsprechern verkabelt. Nach dem Hochlaufen ist schon einmal deutlich zu hören, wie leise sich der Verstärker in Sachen Grundrauschen an meinen PHY-HP Breitbandchassis und den Line Magnetic 597 Hochtönern in der OB Classic Schallwand verhält. Das hat professionellen Standard.

Aus dem geplant "kurzen Reinhören" wurde ein ganzer Abend voller Musik, verbunden mit tiefer Zufriedenheit. Es ist ein ums andere Mal verblüffend, wie frei, beschwingt und auch zupackend das von Dr. Götz Wilimzig ersonnene Schaltungskonzept rund um die PL82 Endröhre klingt. Präzise und emotional nimmt sie mich mit auf eine Klangreise, die vielen anderen Verstärkern einfach abgeht. Gerade der Tieftonbereich ist, obwohl aufgrund der geringen Leistung paradox, eine Klasse für sich. An den richtigen Laut!-sprechern ist es nach wie vor ein Traumverstärker. Natürlich ist hinsichtlich der maximalen Lautstärke irgendwann Schluss mit der Sauberkeit aber bis dahin ist das Gebotene ein wahres Fest für die Ohren. Im direkten Vergleich zu meinen nach und nach behutsam weiter verfeinerten 300B Monos spielt sie insgesamt präziser und direkter, die 300B`s etwas euphonischer und einen Tick emotionaler. Das ist schwierig zu beschreiben, man muss es selber einmal hören um es zu verstehen. Mit beiden Konzepten könnte ich alt werden und so gab es auch eine gewisse Art Trennungsschmerz, als ich sie Herrn L. wieder zurückgesendet hatte, jedoch wohl wissend, dass sie dort in richtig guten Händen ist und ebenfalls sehr geschätzt wird. Viel Spaß beim Hören Herr L. !

Musikalische Grüße,

euer Michael Methe