Die Endstufe SESS  

 

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Das Endstufenprojekt "SESS" !

 

SESS ? Was soll denn das bitte schön für eine blöde Bezeichnung für eine Endstufe sein? Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach : SESS bedeutet : SINGLE ENDED SOLID STATE. Das wiederum bedeutet das ähnlich wie bei den Single Ended Röhrenverstärkern  im Ausgang nur ein einziger Ausgangstransistor zum Einsatz kommt. Bei den Röhrenverstärkern nennt sich das Ganze dann SET ( Single Ended Tube ). Der größte Vorteil einer Single Ended Schaltung ist, dass dieser eine Transistor beide Halbwellen eines Signals verstärkt. Also jeweils die Positive und direkt im Anschluss die Negative. Bei einer herkömmlichen Schaltung mit 2 Röhren oder 2 Transistoren im Ausgang kümmert sich je ein Bauteil um die Verstärkung einer Halbwelle. Beim Übergang von der positiven zu der negativen Halbwelle entstehen Übernahmeverzerrungen, welche absolut klang verschlechternd sind. Da bei einer Single Ended Endstufe sich nur ein Bauteil um beide Halbwellen des Signals kümmert, können diese Verzerrungen  nicht entstehen. Einer der Hauptvorreiter dieser Schaltungen ist sicherlich Nelson Pass ( www.passlabs.com ), welcher mit seinen legendären ALEPH Verstärkern für allgemeines Aufsehen sorgte und mit seinen jetzigen Kreationen wie zb. den Monoblöcken XA100 bis XA200 noch sorgt. 

 

Hier einmal ein Bild der Pass XA 100 : So ein perfektes Gehäuse sieht man selten !!!!

 

Auch die Firma Greenwall  (www.greenwall.de) vertreibt Single Ended Transistor Verstärker. Diese Transistor - Verstärker sind gut gemachten Röhrenverstärkern klanglich nicht unähnlich. Sie haben aber, das kann man nicht verschweigen, ebenso wie einige Röhrenverstärker große Nachteile : Da sie im reinen Class A Betrieb laufen, ist der Wirkungsgrad dieser Verstärkerart recht schlecht. Die Ausgangsleistung ist dementsprechend recht gering. Dies muss ja kein Nachteil sein. Man muss halt die passenden Lautsprecher ( mit hohem Wirkungsgrad ) dafür auswählen, kombinieren und benutzen. Als zweiter Nachteil ist die enorme Verlustleistung anzusehen, welche sich in einer extremen Abwärme auswirkt. Riesige Kühlkörper und dicke Netzteile sind Pflicht!  Wie schon gesagt : Sie sind Single Ended Röhren - Verstärkern nicht unähnlich.

Warum dieses mal eine Transistor und keine Röhre ?

Lautsprecher und Breitbänder wie die Saba Greencones, Siemens, Klangfilm, Lowther´s, AER´s und alle anderen Chassis der Hochwirkungsgrad - Fraktion benötigen keine großen Verstärkerleistungen. Mit einem halben Watt kann man schon bis an sein Lebensende glücklich werden ( siehe mein Bericht : Die Endstufe PL82 ) ! Ich habe mir aber die Frage gestellt, was man den Leuten raten soll, die zum Beispiel gerne die unglaubliche Livehaftigkeit von einem Paar Saba Greencones samt Superhochtöner oder einem großen Oris Horn mit AER Bestückung erleben möchten aber trotzdem ungern eine Röhre betreiben wollen. Kann ein Transistor in einer Single Ended Beschaltung eventuell die Brücke zwischen Röhre und Transistor schlagen? Wir werden es erleben. Die 10 bis 12 Watt an 8 bzw. 6 bis 8 Watt an 4 Ohm Lasten werden auf jeden Fall "dicke" ausreichen. Breitbandlautsprecher stellen für diese Art von Verstärker eine optimale Last dar und produzieren so gut wie keine Phasendrehungen. Sie dürfen von der Impedanz nur nicht zu niedrig ausfallen. 4, 8 oder gar 16 Ohm sind aber absolut kein Problem. Man kann es aber auch falsch probieren : Ein Single Ended Transistor - Verstärker von Greenwall, der Julio, wurde einmal in der Publikation "Audiophile" getestet ( Heft 01.2001 ). An einem Paar Audio Physic Avanti Lautsprecher. Eine solche Verstärker / Lautsprecher - Kombination zu hören  bringt genauso viel wie einer Mumie einen Herzschrittmacher einzubauen.............. Trotzdem hat er noch hervorragend abgeschnitten, der gute Julio. Was wäre wohl erst an einem "richtigen" Paar Lautsprecher passiert..... ?

 

Ich habe, wie schon so oft, im www gestöbert und einige interessante Seiten zu diesem Thema gefunden. Eine schöne Beschreibung der allgemeinen Merkmale dieser Verstärker findet man auf (www.buscher-endstufen.de). Dort kann man sich zum Beispiel für die Buscher SE25 Verstärker eine PDF - Datei downloaden in der das Thema recht ordentlich angegangen wurde. Die richtig großen Aufsätze über Schaltungen von Single Ended Class A Verstärkern und deren Wirkung auf Fullrange ( Breitband ) Lautsprecher findet man aber bei Nelson Pass unter ( www.passdiy.com ) oder ( www.passlabs.com ). Ich persönlich habe mich auf ein etwas anderes Konzept beim Netzteil festgelegt und werde es auch verwirklichen. Der Buscher Bausatz scheint Preis/Leistungsmäßig absolut fair kalkuliert zu sein. Gehört habe ich ihn aber leider noch nicht. Ich möchte allerdings das Ganze noch ein wenig aufwändiger gestalten. Als Grundlayout werde ich in die Gedankenrichtung der Schaltung von Nelson Pass gehen. Auch werde ich diesmal eine Hauptplatine für die Grundschaltung fertigen lassen und nicht eine freie Verdrahtung verwirklichen. Das Netzteil wird bei diesem Verstärker als Konstantstromquelle ausgeführt werden. Dieses werde ich auch aufwendig gestalten und massiv auf Kupferschienen aufbauen. Die Kühlkörper werden sehr groß werden da der kleine MOSFET Transistor nicht gleich nach dem Einschalten den Hitzetod sterben soll ( fast 2 Ampere Ruhestrom ) und auch bei tagelangem Betrieb ( oh jeh, unsere Stromrechnung ... ) immer thermisch stabil laufen soll.

Das Gehäuse soll so wenig wie möglich magnetisches Metall enthalten. Ich werde es wohl aus einem Verbund von MDF und Aluminium bauen. Ein paar Skizzen habe ich schon einmal angefertigt....

 

Also : Sehen wir mal, was bei diesem Projekt herauskommt. Ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen !!!

Demnächst mehr zu diesem Thema. Wenn ich euer Interesse geweckt haben sollte schaut doch ab und zu mal wieder rein und drückt mir die Daumen, das alles so läuft, wie ich es mir vorstelle.........

 

Nachtrag vom 29.03.2005

So, die Bauteile sind nun so langsam alle eingetrudelt. Unter Anderem die in Kroatien gefertigte Hauptplatine, die antimagnetischen Vishay-Dale Widerstände, die angefertigten Trafo´s und Flachkupfer-Spulen, die riesigen Kühlkörper, über 180 einzelne Kondensatoren für die Siebung und vieles mehr.....

Ich habe mich also erst einmal an den Aufbau der Haupt - Audioplatine gemacht. Gelötet habe ich das Ganze wieder mit dem hervorragenden Silberlot von Thel. Alle Bauteile sind ausgemessen und extrem selektiert. Ich habe nun ein paar Bilder vorab für euch ! Der restliche und ausführliche Test folgt in Kürze !

 

Hier geht es los : Der Lötkolben ist auf Betriebstemperatur und die Bauteile warten darauf, abgewinkelt, gekürzt und in die in Kroatien gefertigte Hightech - Platine eingelötet zu werden.....

 

Hier erfolgt der Einbau von selektierten antimagnetischen Vishay - Dale Widerständen !

 

Hier ist nun das Arbeitstier : Ein einzelner hexagener MosFET - Transistor, welcher später das ganze Signal verarbeiten und Unmengen an Verlustleistung an die großen Kühlkörper abgeben muss!

 

Hier die fast fertige Audio - Platine von unten !

 

So, dies war es erst einmal in Kürze ! Wie schon gesagt : bald folgt der ausführliche Rest !

 

Nachtrag vom 07.10.2013:

Hallo liebe Musikfreunde. Ihr fragt zu Recht, warum dieses Projekt immer noch nicht fertig gestellt ist. Andere und teilweise noch anspruchsvollere Projekte habe ich inzwischen ja auch schon bewältigt. Wahnsinn: Vor acht Jahren habe ich begonnen, dieses hier anzugehen und habe es seitdem nicht geschafft, es durchzuziehen. Ich habe die SESS irgendwie immer wieder nach hinten geschoben obwohl mir nicht bewusst ist, warum. Ich habe zwar einen ganz klaren Hang zur Verstärkung mit guten alten Röhren aber gerade aus diesem Grund wollte ich damals ja ausprobieren, wie sich eine Single Ended Transistorendstufe im Class A Betrieb an unterschiedlichen Lautsprechern klanglich im Vergleich verhält. Nun hatte ich neulich die Möglichkeit, Vor- und Endverstärker von der deutschen Manufaktur Valvet zu hören. Als Endstufe kamen die E1r genannten Eintakt A Monoblöcke mit ca. 10 Watt zum Einsatz und spielten an einem Pärchen Harbeth Lautsprechern, welche ich zwar für herausragend gut halte, welche aber auch nicht mit dem besten Wirkungsgrad gesegnet sind. Das in dieser Konstellation keine brutalen Pegelorgien für Hardrockfans zu erwarten sind, sollte durchaus klar sein aber wie diese Kombination die Musik in den (kleinen) Raum stellte, war mehr als erstaunlich und stellenweise klappte mir die Kinnlade runter. Dass kleine Monitorlautsprecher in der Lage sind, eine tolle Bühnendarstellung zu zaubern, ist ja bekannt aber der hier gehörte unbeschwerte Realismus mit herausragender Stimmwiedergabe war schon was besonderes. Auch habe ich sie an einem Breitbandsystem mit hohem Wirkungsgrad hören können und auch diese Darbietung fand ich höchst ansprechend.

Wenn ich mich unvoreingenommen vor eine Musikwiedergabe setze und ich diese nach ein paar Minuten nicht mehr wahrnehme und nur noch der Musik zuhöre, dann muss solch eine Kette in meinen Ohren schon so einiges richtig machen. Dieses Erlebnis geht mir derzeit nicht aus dem Kopf und da ich neben diversen Breitbandlautsprechern mit hohem Wirkungsgrad auch glücklicher Besitzer einer Harbeth P3 ESR SE bin, habe ich mir nun endlich vorgenommen, das Projekt SESS fertig zu stellen. Sollte es klanglich in die Hose gehen, probiere ich bei mir ganz sicher  die Valvet Endstufen aus. In der letzten Zeit beschäftige ich mich etwas intensiver mit dem Thema Minimonitore. Es gibt eine riesige Auswahl an aktiven und passiven Systemen. Bei idealo.de kann man sich einen guten Überblick über die derzeit auf dem Markt befindliche Vielfalt verschaffen. Nun haben wir in meinem Musikfreundeskreis mit verschiedensten Minimonitoren experimentiert und es ist erstaunlich, welche Leistungs- und Qualitätsanforderungen bei den passiven Systemen an den Verstärker gestellt werden. Es muss, wie bei dem oben genannten Beispiel von Valvet, nicht immer der Stärkste sein aber er muss den Lautsprecher im Griff haben und klanglich dazu passen. HIER gibt es gerade ein paar aktuelle Bilder von einem Genießertag bei meinem Musikfreund Wilfried zum Thema Verstärkung für englische Minimonitore.

So, nun wieder zurück zum eigentlichen Thema:

Anhand des unten stehenden Bildes ist zu sehen, welche Bauteile ich zusammenfügen möchte. Die Kühlkörper fallen, wie weiter oben schon beschrieben, recht groß aus und das Netzteil wird hinsichtlich Stabilität, Siebung und Ausführung zur etwas größeren Sorte zählen. Ich verwende hier eine LC-Siebung mit OFC-Flachkupferspulen und soliden Elkos. Für jeden Kanal steht ein eigener und ausreichend dimensionierter Ringkerntrafo zur Verfügung. Über die Gestaltung des Gehäuses muss ich mir noch Gedanken machen, denn es ist nicht einfach, alles hinein zu bekommen und die großen Kühlkörper machen ein Design auch nicht gerade einfacher. Auch das Gesamtgewicht sollte ich besser nicht aus den Augen verlieren. Nichts desto Trotz geht es nun voran und ich bin mal wieder sehr gespannt, was mich diesen Herbst/Winter bei der Fertigstellung erwartet.

 

Einige der ordentlich Platz verbrauchenden Bauteile für die SESS Endstufe

 

Es bleibt also weiterhin spannend!

 

Musikalische Grüße und bis bald,

euer Michael